Mitarbeiterbeteiligung unterstützt insbesondere junge Unternehmen dabei, trotz vergleichsweise geringer Gehälter wichtige Arbeitnehmer an die Firma zu binden. Aufgrund der Beteiligung profitieren Mitarbeiter unmittelbar vom Erfolg des Unternehmens und erwerben zudem Stimmrechte.
Während eine „echte“ Mitarbeiterbeteiligung eines relativ großen Verwaltungsaufwands bedarf, entfallen diese Bemühungen bei virtuellen Mitarbeiterbeteiligungen.
Inhaltsverzeichnis
ESOP als echte Mitarbeiterbeteiligung
Beim ESOP – dem Employee Stock Option Plan – erhalten Arbeitnehmer die Möglichkeit, Gesellschaftsanteile von Arbeitgebern zu vereinbarten Preisen und deshalb zumeist zu verbilligten Gebühren zu erhalten. In der Praxis ist es üblich, diese Preise fix zu vereinbaren und sich darauf zu einigen, dass Anteile beispielsweise rund zehn Prozent unter dem Marktwert zum Verkaufszeitpunkt offeriert werden.
Den Mitarbeitern steht es frei zu entscheiden, wann sie die Kaufoption nutzen.
Mögliche Zeitpunkte zur Nutzung der Kaufoption sind in aller Regel vertraglich geregelt. Die Bindungswirkung der Mitarbeiterbeteiligung entfällt, falls eine Ausübung dieser Möglichkeit bereits kurze Zeit nach Betriebszugehörigkeit möglich wäre.
Funktionsweise von ESOP
Eine wichtige Basis für das ESOP ist eine Vereinbarung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber, die auch als ESOP Conditions bekannt ist. Diese Vereinbarung regelt, unter welchen Konditionen Mitarbeiter welche Anzahl an Anteilen erhalten. Für gewöhnlich regelt der Vertrag zwei Zeiträume. Ein Beispiel ist der sogenannte Cliff-Zeitraum, der eine Schwelle angibt, die für den Erhalt einer Option auf den Anteilserwerb überschritten werden muss. Für diese Regelung ist ein Zeitraum von einem Jahr üblich.
Der Vesting-Zeitraum bezieht sich auf die prozentuale Höhe von Unternehmensanteilen, die sich zumeist im Laufe der Zeit erhöhen. Die Vesting Period informiert darüber, welche zusätzlichen Schwellen die Mitarbeiter überschreiten müssen, um sich zusätzliche Anteile zu sichern.
Vertragliche Regelungen
Wie auf www.esop-direkt.de/ratgeber/esop-oder-vsop ersichtlich, ist ein ESOP ein Vertrag, für den gängige Abweichungen von der Norm vorstellbar sind. Unter diesen Umständen könnten sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber darauf einigen, dass es bei der Optionsausübung davon abhängt, aus welchen Gründen der Arbeitsvertrag letztendlich endet.
Im Falle einer verhaltensbedingten Kündigung aus wichtigem Grund haben Mitarbeiter ihre Option auf einen Erhalt von Anteilen verwirkt.
Vor- und Nachteile von ESOP im Überblick
Beide Seiten profitieren vom ESOP. Beispielsweise nutzen alle Beteiligten eine direkte Teilhabe am Unternehmenserfolg, die unter anderem durch Erreichen bestimmter Zielgrößen realisiert wird. Neben einer Stärkung der Corporate Identity sparen sich Unternehmen hohe Gehaltskosten und sichern die eigene Liquidität insbesondere in Anfangsphase ab. Zu Beginn stehen den Mitarbeitern noch keine Stimmrechte zu. Diesen Anspruch erhalten Arbeitnehmer erst dann, falls sie tatsächlich als Gesellschafter agieren.
Einer der größten Minuspunkte des ESOP-Konzepts ist das sogenannte trockene Einkommen. Bestehen Mitarbeiter auf die Option zum Erhalt eines Anteils, müssen sie zwangsläufig einen geldwerten Vorteil versteuern, falls sie die Anteile unter dem aktuell bestehenden Markt- oder Kurswert erwerben.
Demzufolge ist die Zahlung einer Lohnsteuer erforderlich, ohne dass eine zusätzliche Liquidität besteht. Zur Begleichung dieser Steuern ist es dann notwendig, sofort wieder einen Teil der Anteile zu veräußern.
VSOP – unechte oder virtuelle Mitarbeiterbeteiligung
Weil das ESOP-Konstrukt aus gesellschaftsrechtlicher Perspektive sehr komplex ist, hat sich das VSOP als Alternative zum ESOP bewährt. VSOP dient als Abkürzung für Virtual Stock Option Plan. Rechtliche Grundlage dieses Konstrukts ist die sogenannte VSOP-Vereinbarung.
Hierbei erhalten Mitarbeiter virtuelle Gesellschaftsanteile, die sie bei Erzielen bestimmter Vorgaben erhalten.
Derartige Vorgaben sind unter anderem Cliff- und Vesting-Zeiträume oder interne Ziele wie Mindestumsätze. In diesem Fall agieren Mitarbeiter zwar nicht als echte Gesellschafter, sind dieser Personengruppe jedoch gleichgestellt.
Schulrechtliche Verträge
Solche VSOP-Vereinbarungen sind lediglich schulrechtliche Vereinbarungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, die in weiten Teilen mit einem typischen Kaufvertrag vergleichbar sind.
Nutzen die Mitarbeiter ihre virtuellen Optionen, sind erhaltene Beträge Teil des Arbeitslohns. Auf Arbeitgeberseite entstehen im Gegenzug Betriebsausgaben.
Die wichtigsten Vorteile von VSOP-Vereinbarungen
Im Gegensatz zum ESOP ist der VSOP wesentlich flexibler und birgt deshalb auch deutliche Vorteile für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Neben einer Stärkung der Mitarbeiterbindung und Corporate Identity ist kein Notarvertrag erforderlich. Gesellschaftsrechtliche Prozesse entstehen nicht.
Vorteilhaft ist es beim VSOP-Konstrukt ebenfalls, dass Mitarbeiter nicht auf Stimmrechte bestehen dürfen und die Beteiligungsstruktur der Gesellschaft nicht angepasst werden muss.
Insbesondere in der Anfangsphase von Unternehmen wird deren Budget nicht übermäßig strapaziert. Der Gehaltsaufwand minimiert sich, indem geringe Vergütungen ausgeglichen werden.
ESOP oder VSOP: Welches Konstrukt ist die bessere Wahl?
Beide Vereinbarungen haben Vor- und Nachteile, die Mitarbeiter und Führungskräfte von Unternehmen gegeneinander abwägen müssen. Allerdings ist ein VSOP grundsätzlich flexibler einsetzbar.
Generell gilt: Je mehr Veränderungen auf ein Unternehmen zukommen und je wahrscheinlicher der Verkauf einer Firma ist, desto besser ist ein VSOP als flexibles Instrument geeignet.