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Riemenfisch

Was hat es mit dem schlechten Ruf von Riemenfischen auf sich?

Er sieht monströs aus, wie aus einer anderen Welt, und wird mitunter sogar als Weltuntergangsfisch bezeichnet: Der Riemenfisch gilt als Unheilbote und soll auf bevorstehende Katastrophen hindeuten. In den USA wurden im Sommer 2024 gleich zwei solcher Tiere angespült. Forscher vermuten, dass Veränderungen der Meeresbedingungen der Grund für verstärkte Sichtungen solcher Fische sein können.

Riemenfische an den Stränden der USA

Im kalifornischen San Diego wurde im August 2024 ein toter Riemenfisch entdeckt. Das 3,6 Meter lange Tier trieb laut einem Bericht von „USA Today“ im Wasser und wurde von einer Gruppe von Kajakfahrern bemerkt. Im Süden Kaliforniens wurde wenige Wochen später ein zweites, ungefähr drei Meter großes Exemplar am Strand von Encinitas von einem Doktoranden der University of California gefunden.

Veränderungen der Meeresbedingungen könnten laut Ben Frable von der Scripps Institution of Oceanography die Ursache dafür sein, dass die Riemenfische in größerer Anzahl vor den Küsten auftreten und gesehen werden.

An den Küsten von Kalifornien wurden seit dem Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1901 lediglich 20 Riemenfische gefunden.

Riemenfisch am Strand
Veränderungen der Meeresbedingungen könnten laut Ben Frable von der Scripps Institution of Oceanography die Ursache dafür sein, dass die Riemenfische in größerer Anzahl vor den Küsten auftreten und gesehen werden – Bild: © D maborosi #787761834 – stock.adobe.com

Meeresbewohner mit spiegelnder Haut

Auffallend ist beim Riemenfisch die glatte, spiegelnde Haut, denn er hat keine Schuppen. Die schlangenförmigen Knochenfische erinnern im Körperbau ein wenig an einen Aal, doch haben sie einen platten Körper. Die Tiere werden deutlich größer und schwerer als Aale. Sie können eine Länge bis zu acht Metern und ein Körpergewicht bis zu 270 Kilogramm erreichen.

Direkt über den Augen des Fisches beginnt die durchgehende Rückenflosse, die fast bis zur Schwanzspitze reicht. Sie ist leuchtend rot gefärbt und hat 260 bis 412 Flossenstrahlen. Riemenfische haben keine Afterflossen und Schwanzflossen. Das Brustflossenpaar ist langgestreckt. Direkt unterhalb des Brustflossenpaares befindet sich das Bauchflossenpaar, das nur aus einem stark verlängerten Flossenstrahlenpaar besteht.

Über Riemenfische und deren Lebensweise ist wenig bekannt. Das kann darin begründet sein, dass sie in der Tiefsee leben. Sie haben ein zahnloses Maul und ernähren sich vermutlich von kleinen Fischen und Plankton.

Meeresbewohner mit spiegelnder Haut
Auffallend ist beim Riemenfisch die glatte, spiegelnde Haut, denn er hat keine Schuppen – Bild: © Danny Ye #975947698 – stock.adobe.com

Todesursache der in Kalifornien gefundenen Riemenfische noch nicht bekannt

Die Todesursache der beiden in Kalifornien gefundenen Riemenfische ist noch nicht geklärt. Die Tiere leben im Normalfall in Meerestiefen zwischen 200 und 1.000 Metern, im Mesopelagial. Es ist in diesen Tiefen noch nicht komplett dunkel, aber dämmrig und düster. Die Fische kommen nur an die Oberfläche, wenn sie verletzt oder tot sind. Das passiert jedoch nur selten. Die beiden gefundenen Riemenfische sorgten daher für Spekulationen.

Der Wissenschaftler Ben Frable vom Scripps-Institut schreibt auf Facebook, dass die Funde mit dem El-Niño- und La-Niña-Zyklus zusammenhängen könnten. Einen schwachen El Niño gab es Anfang 2024.

Als Indizien nennt Ben Frable auch die Abschwemmung mit der Roten Flut und den Santa-Ana-Winden. Die Rote Flut oder red tide ist eine extreme Algenblüte in den USA, die für eine rote Farbe des Meeres sorgt. Zu den Strandungen können laut Ben Frable noch viele weitere Variablen führen.

Warum gilt der Riemenfisch als Unheilbote?

Der schlechte Ruf, den der Riemenfisch seit Jahrhunderten hat, hängt mit der unzureichenden Erforschung dieser Tiere zusammen. Der Glaube, dass der Anblick eines Riemenfisches eine bevorstehende Umweltkatastrophe andeutet, stammt aus dem Japan des 17. Jahrhunderts. Der Riemenfisch galt als Bote aus dem Palast des Meeresgottes, der die Menschen vor einem nahenden Unglück warnen sollte. Mehrere Riemenfische sollen in Japan im Jahr 2011 vor dem Tōhoku-Erdbeben und dem dadurch verursachten Reaktorunglück in Fukushima gesehen worden sein.

Hiroyuki Motomura ist Professor für Fischkunde an der Universität Kagoshima und äußerte gegenüber „New York Post“, dass es für einen solchen Zusammenhang keine wissenschaftlichen Beweise gibt. Der Professor vermutet, dass die Fische verstärkt an die Oberfläche kommen, wenn sie körperlich geschwächt sind und von der Strömung mitgerissen werden. Sie sind daher, wenn sie gefunden werden, häufig bereits tot. Die Experten des Scripps-Instituts entkräften ebenfalls die Legende, dass Riemenfische Unglück ankündigen. Sie haben in einer Studie von 2019 keinen Zusammenhang zwischen den in Japan gefundenen Riemenfischen und den Erdbeben gefunden.